004: "ZEIT, RHYTHMUS & LEERE" und "SCHLAGZEUGSCHULE"

Buch im Siebdruck & Broschüre im Digitaldruck, beides zusammen in einem Schuber von Franz Aeschbacher & Michel Meerstetter (erscheint voraussichtlich Mitte Dezember 2007. Preis SFR 99.-). "SCHLAGZEUGSCHULE" auch separat erhältlich (Preis SFR 25.-).


„Rhythmus ist das gestaltende Element der Bewegung - Bewegung das gestaltende Element des Lebendigen“


Dies ist ein multifunktionales Buch.

Primär als pädagogisches Lehrmittel für den Schlagzeugunterricht und ganz allgemein für den Musikunterricht der etwas anderen Art gedacht, kann es ebenso Verwendung im Bereich der Bildenden Künste, des graphischen Gestaltens, wie überhaupt allen kreativen Gestaltens finden.

Es behandelt in erster Linie Fragen der Zeit, des Zeitempfindens, Zeiterlebens, Zeitgestaltens, also des rhythmischen Gestaltens ganz generell. Es nährt sich aus uralten Betrachtungsweisen über die Natur des Rhythmischen wie etwa „Rhythmus ist das Ordnen der Zeit“ (Aristophanes), „Rhythmus ist das Ordnen der Bewegung“ (Plato) oder „Rhythmus ist Fluss“ (Fawele).

Nach einer einleitenden Passage, in welcher Voraussetzung, Hintergrund und Kontext für das Entwickeln von Grundformen rhythmischen Gestaltens aufgezeigt werden - der unendliche Raum der „Blauen Weite“, die zwei Aggregatszustände von Zeit, nämlich die paradoxe „schwebende Zeitlosigkeit der Zeit“ und der logische „fliessende Strom des Zeitflusses“, dann die Andeutung der „Begrenztheit im Unvorstellbaren“, das „Menschliche Mass“ in einer Übereinanderschichtung von Raumebene und Zeitebene - geht es über in ein fünfteiliges & je fünf Doppelseiten umfassendes System der, wie ich es nennen möchte, „rhythmischen Zweischichtung“. Das beginnt mit einer Variation über das Thema der „Unregelmässigen Gliederung der Zeit“, entwickelt sich in weiteren Variationen über die Themen „Puls oder die regelmässige Gliederung der Zeit“, „Synkopierung“, „Agogik oder die innere Atmung des Zeitflusses“, um endlich mit einer Variation über das Thema „Tempo“ dieses Buch rasant zu beschliessen.

Wie ich oben bereits erwähnt habe, ist dies leicht philosophisch angehauchte „Bilderbuch“ primär für den pädagogischen Gebrauch im Schlagzeugunterricht gedacht, nicht von ungefähr sind die beiden Autoren ja auch Schlagzeuger.
Es eignet sich vorzüglich als ergänzendes Lehrmittel zu Lehrmitteln, die in herkömmlicher Notenschrift verfasst sind. Es ist ein die Fantasie anregender Ideenquell für Kinder, Erwachsene, Laien und Professionelle, ein farbenfrohes und formenreiches Potpourri, ein Stimulans, das sowohl die Sinne wie auch den Intellekt ansprechen soll, ein Buch zum darin herumblättern. Man kann es chronologisch, vorwärts oder rückwärts, oder wahlweise thematisch benutzen, bearbeiten, durcharbeiten, textgebunden oder textunabhängig, auszugsweise oder als Ganzes. Man kann die einzelnen Doppelseiten in allen Richtungen, von links nach rechts, von oben nach unten oder umgekehrt, erlesen, erdichten, erträumen. Man kann sie auch nur betrachten und sich so seine Gedanken darüber machen. Man kann mit ihnen alles tun und lassen was man nur will - müssen, nichts.

Auf der gestalterischen Ebene des Graphischen, zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch hindurch, ein manchmal stärkerer, manchmal schwächerer Wechsel der Farbgebung, des Farbtonus, der „Farbklanglichkeit“. Diese mal feineren, mal kontrastierenderen Nuancierungen der Farbübergänge, sollen im Betrachter Stimmung, Athmosphäre und ein Gefühl der Wohligkeit erzeugen, als schaute er sich einen unterhaltsamen und spannenden Film an. So ist denn dieses „Kino im Buch“, dieses „Buchkino“, Frucht der fruchtbaren Zusammenarbeit eines Älteren mit einem Jüngeren, jahrelang als Lehrer und Schüler, heute als Partner, Resultat eines gegenseitigen, inspirierenden und inspirierten geistigen Austausches.


Franz Aeschbacher




„Die Kunst bricht Ordnungen auf und sie schafft neue Ordnungen“.


Die Kunst des Schlagzeugspiels. Eine Kunst der Zeit, eine Kunst in
der sich erschöpfenden Zeit und der Zeitlosigkeit. Eine Kunst
der Balance, als Ruhe im Symbol der Waage versinnbildlicht, durch
den Wirbel repräsentiert, der gleichzeitig auch den Aufruhr,
das Aufrührerische repräsentierend, die Zeit aufrührt.

Wie der Bildhauer seinen Stein bearbeitet, so bearbeite ich die Zeit,
die Zeit als einen Klotz, als ZEITENKLOTZ, aus dem ich rhytmische Strukturen und räumliche Konstellationen haue -

DRUMSCULPTURE.

In der Zeit pulsiert das Leben mit seinen Bewegungen. Diese gestalten das Lebendige, wie das Lebendige wiederum die Bewegungen gestaltet. Goethisches Weben und die Kunst, Bewegung in Klang zu verwandeln. Ob wir spielen oder nicht spielen, immer sind wir in ihr, im Fluss der Zeit, weil alles Lebendige fliesst, fliessen muss. Aber auch die Stille ist Bewegung, nur eine in sich ruhende. Bewegte Ruhe ist die Stille ein Gegenpol zum Lärm, der äussersten Bewegung extremer Unruhe. Stille, Raum des Imaginären. Verzicht. Vorfreude auf den Genuss. Vorfreude auf die Freude des Geniessens. Erwartung des Realen in der Höhle der Imagination. Pumpwerk des Kontemplativen.

Schlagzeugkunst, die Kunst im richtigen Moment aufzuhören. Sei es, weil die Kräfte sich erschöpft haben, die Kraft zur Konzentration, die Kraft zur Kontrolle über Körpermechanik und Technik, sei es, weil der Sinn meines Tuns oder die Einsicht in diesen Sinn sich erschöpft haben, sei es, weil die Stille die Welt der Töne reinigen will. Schlagzeugkunst, die Kunst im richtigen Moment zuzuschlagen. Das hinauszögern des Schlages. Die Zuspitzung auf den letztmöglichen Zeitpunkt seiner Ausführung hin. Das präzise, pointierte und prägnante Setzen des Schlages. Der Versuch, das Unfassbare und Unbegreifliche aber Wahre der Weltwirklichkeit, transformatorisch zu reproduzieren. Ihr Fluidum und Ineinanderfliessen, ihr Farbengemenge, ihr Geheimnis.

Was wir verlieren werfen wir fort und was wir uns aneignen, haben wir schon verloren.